Was sind die Besonderheiten der japanischen Sprache?

Die japanische Sprache zählt zu den beliebtesten Sprachen unter Sprachenlernern und Nicht-Muttersprachlern. So sprechen rund 125 Millionen Menschen auf der ganzen Welt Japanisch. Gleichzeitig wird der Sprache oft nachgesagt, besonders schwierig zu sein. Natürlich ist klar, dass jede Sprache ihre Herausforderungen und Tücken hat. Wenn du also Japanisch lernen möchtest, wird dir sicherlich die eine oder andere begegnen. Allerdings gibt es auch viele Besonderheiten, die gerade deutschen Muttersprachlern das Leben erleichtern. Lerne in diesem Artikel, was Japanisch so besonders macht und worauf du beim Lernen achten solltest.

Die drei Schriftsysteme der japanischen Sprache

Schriftsysteme der japanischen Sprache

Eine der ersten —und größten— Besonderheiten, auf die du stoßen wirst, wenn du dich mit Japanisch beschäftigst, ist die Schrift. Wie du vielleicht schon mal gehört hast, verwenden die Japaner nicht nur ein Schriftsystem, wie wir es im Deutschen tun. Vielmehr nutzen sie drei verschiedene mit den Namen Hiragana, Katakana und Kanji. Diese drei unterschiedlichen Alphabete zu lernen ist die erste Herausforderung, die du auf dem Weg zum fließenden Japanisch meistern musst. Aber auch hier gilt wieder: Was auf den ersten Blick kompliziert scheint, hat ein System, dass du schnell verinnerlichen kannst.

Hiragana und Katakana sind zwei Silbenalphabete, die beide jeweils 46 Zeichen umfassen. Hiragana werden vor allem als Umschrift für rein japanische Wörter genutzt. Auch grammatikalische Funktionswörter oder Formen werden mit diesen Zeichen geschrieben. Die Zeichen der Katakana bilden prinzipiell dieselben Silben ab wie die Hiragana. Ihre Schriftform unterscheidet sich allerdings deutlich. Katakana verwendet man vor allem für Lehnwörter und Fremdwörter aus anderen Sprachen. Kanji dagegen sind kein Silbenalphabet, sondern Schriftzeichen. Das heißt, sie können nicht nur Silben, sondern ganze Wörter abbilden. Es gibt über 50.000 Kanji, die ursprünglich dem Chinesischen entstammen, heute aber nicht zwangsläufig die gleiche Bedeutung tragen. Aber keine Sorge, du musst sie nicht alle kennen. Für den Alltagsgebrauch reichen rund 2000, um dich gut verständigen zu können.

Wortherkunft und Verwandtschaft mit anderen Sprachen

Wenn du dich schon mal ein bisschen mit Sprachen beschäftigt hast, weißt du vielleicht, dass es weltweit zahlreiche Sprachfamilien gibt. Viele Sprachen sind deshalb miteinander verwandt, so zum Beispiel die romanischen Sprachen oder indogermanische Sprachen. Beim Japanischen ist das anders. Hier handelt es sich um eine weitgehend isoliert entstandene Sprache. Das heißt, sie ist keiner anderen direkt entlehnt, wie zum Beispiel Italienisch und Latein miteinander verwandt sind. Dennoch gibt es inzwischen Forschungsergebnisse, die eine Verwandtschaft mit dem Koreanischen vermuten. Auch wird mittlerweile ein Einfluss von den lokalen Ryūkyū-Sprachen der Region Okinawa anerkannt.

Aber nicht nur die Entwicklung der Sprache ist interessant, sondern auch die Wortherkunft für die Sprache selbst. Während viele Nationen ihre Sprache mit ihrem Herkunftsland identifizieren, ist das hier nicht der Fall. Heißt es zum Beispiel Deutsch => Deutschland, Italiano => Italia und so weiter, bezeichnen japanische Muttersprachler ihre Sprache als „Nihongo“ (日本語). Der Begriff „Japanisch“ ist also eine ausländische Fremdzuschreibung, die vermutlich auf die Zeit der portugiesischen Entdeckungen zurückgeht. Im Umkehrschluss heißt das natürlich auch, dass der Landesname „Japan“ keine selbst gewählte Eigenbezeichnung ist, sondern ein Produkt der Kolonialzeit.

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Die japanische Grammatik

Neben den drei Schriftsystemen sorgen sich viele Sprachenlerner vor allem um die japanische Grammatik. Hier kannst du etwas aufatmen, tatsächlich ist sie nämlich gar nicht so kompliziert. So suchst du zum Beispiel viele Selbstverständlichkeiten aus dem Deutschen wie Deklinationen oder Geschlechter in dieser Sprache vergeblich. Als Zeitformen kennen die Japaner lediglich die Gegenwart und eine einfache Form der Vergangenheit. Auch gibt es weder bestimmte noch unbestimmte Artikel. Eine weitere Besonderheit, wenn du die Sprache Japans lernen möchtest, ist die Verwendung von Verben. So nimmt das Verb meistens die letzte Position in einem Satz ein. Das kann es für Neulinge schwierig machen, die Bedeutung eines Satzes zu verstehen, während er gelesen oder gehört wird.

Ähnlich verwirrend kann sein, dass wichtige Informationen, die zum Beispiel ein Subjekt im Satz näher identifizieren, vor dem Subjekt stehen. Im Deutschen sagen wir zum Beispiel: „das Auto, das auf der Straße steht“. Im Japanischen ist es genau umgekehrt. Hier würdest du sagen: „das auf der Straße steht, das Auto“. Erst wenn der Satz abgeschlossen ist, weißt du also wirklich, worum es geht.

Für uns Deutsche ist noch eine weitere Besonderheit eine Umgewöhnung, nämlich der fehlende Plural im Japanischen. Willst du hier eine Mehrzahl von etwas anzeigen, musst du dem jeweiligen Wort eine Zahl oder einen Zähler beistellen. Alternativ kann auch durch den Kontext der Plural kommuniziert werden. Wo Engländer zum Beispiel ein -s anhängen, kann man im Japanischen in einigen Fällen auch ein Pluralwort nutzen. Dieses wird dann einfach dem vorangehenden Wort angehängt.

Weitere Besonderheiten der Sprache Japans

Neben der interessanten Wortherkunft und den ungewissen Ursprüngen der Sprache gibt es noch einige weitere Besonderheiten. Hier spielen nicht nur rein sprachliche Aspekte eine Rolle, sondern auch kulturelle Gepflogenheiten und Gewohnheiten.

So schnell spricht niemand sonst

Während es einige Sprachen gibt, die tendenziell eher langsamer gesprochen werden wie zum Beispiel Schwedisch, ist Japanisch das genauegenau Gegenteil. Die Sprache zählt zu den am schnellsten gesprochenen Sprachen der Welt. Fast 8 Silben schaffen Muttersprachler pro Sekunde. Wir Deutschen sind dagegen deutlich langsamer und kommen gerade so auf knapp 6 Silben pro Sekunde. Da schwirrt einem beim Zuhören schnell der Kopf. Aber auch hier gibt es wieder eine einfache Erklärung, die dir Mut machen kann. So kann Japanisch nur deshalb so schnell gesprochen werden, weil es kaum komplexe Silben gibt. Das wiederum bedeutet, dass es leichter zu lernen ist.

Gleichklingende Wörter mit unterschiedlichen Bedeutungen

Im Japanischen spielt die saubere Aussprache eine wichtige Rolle. Zwar ist die Aussprache in jeder Sprache wichtig, hier kann sie jedoch für besonders große Verwirrung sorgen. Das liegt an den sogenannten Homophonen. Dabei handelt es sich um verschiedene Wörter, die zwar unterschiedliche Bedeutungen haben und auch unterschiedlich geschrieben, jedoch identisch ausgesprochen werden. Im Japanischen gibt es zahlreiche dieser Wörter:

mono もの mono もの Ding Person
shibou死亡 shibou脂肪 shibou志望 Tod Fett Ehrgeziz
hayai早い hayai速い früh schnell
Kanji漢字 Kanji感じ Chinesische Schriftzeichen Gefühl  
atsui暑い atsui熱い Heißes Wetter heißes Objekt  

Die Höflichkeitssprache in Japan

Wie du vielleicht weißt, spielen Etikette und Höflichkeit in Asie eine ganz besonders wichtige Rolle. Japan ist da keine Ausnahme. Deshalb verwundert es nicht, dass es im Japanischen auch so etwas wie eine Höflichkeitssprache gibt. Und zwar genau genommen nicht nur eine. Zur Erklärung: Als Höflichkeitssprache bezeichnet man das sogenannte Keigo 敬語, zu Deutsch „respektvolle Sprache“. Darunter fallen Begriffe und Floskeln, die je nach Situation und Gesprächspartner genutzt werden oder Tabu sind. Damit soll beispielsweise Älteren oder Fremden Respekt gezollt werden, aber auch Beziehungsverhältnisse und Rangordnungen werden sprachlich abgebildet.

Keigo lässt sich in mehrere Formen unterteilen, die je nachja nach sozialer Beziehung und Hierarchie angewendet werden:

  1. Teineigo (丁寧語): Diese erste Form ist die reguläre Höflichkeitsform. Sie wird ähnlich verwendet wie unser „Siezen“ im Deutschen. Triffst du also in Japan eine fremde Person, Kollegen oder Angestellte eines Geschäfts, wird Teineigo miteinander gesprochen.
  2. Sonkeigo (尊敬語): Unterhältst du dich mit einem ranghöheren Gegenüber wie deinem Chef und anderen Respektspersonen, solltest du diese Form wählen. Hier geht es vor allem um die Wahrung der Hierarchie untereinander.
  3. Kenjōgo (謙譲語): Die dritte Form wird häufig auch als „Bescheidenheitssprache“ bezeichnet. Sie nutzt du, wenn du über dich und dein Handeln sprichst, beispielsweise in einem Arbeitskontext.

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Zwischen den Zeilen lesen

Japanisch lernen

Die Bedeutung von Hierarchien, Höflichkeitsbeziehungen und Respekt äußert sich aber nicht nur in der gesprochenen Sprache. Vielmehr musst du dich darauf einstellen, in Japan auch sehr auf s das Ungesagte zu achten. So gilt es beispielsweise als sehr unhöflich, eine Bitte mit „Nein“ zu beantworten. Deshalb nutzen die Japaner offenere Formulierungen, die zwar keine direkte Ablehnung sind, aber diese dennoch suggerieren. Ist dir diese Art der Kommunikation nicht bekannt, kann es schnell passieren, dass du Situationen falsch interpretierst. Um hier gar nicht erst in Fettnäpfchen zu treten, lohnt es sich, dich mit der Kultur auseinanderzusetzen. Dafür sind zum Beispiel Fernsehserien sehr empfehlenswert, da du sowohl die Sprache lernen als auch soziale Interaktionen kennenlernen kannst. In Japan besonders beliebt sind sogenannte „Doramas“, also japanische Fernsehdramen. Sie sind sowohl unterhaltsam als auch eine gute Möglichkeit, Japanisch zu lernen.

Du willst mehr über Japan und seine Sprache lernen?

Du hast dich von all den Besonderheiten noch nicht abschrecken lassen? Sehr gut! Denn sowohl das Land als auch die Kultur sind für zahlreiche Reisende jedes Jahr ein absolutes Highlight. Eines dieser Highlights sind die japanischen Zeichentrickhefte. Wenn dich das interessiert, wirf doch mal einen Blick auf unseren Artikel „Was sind Mangas?“

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