Spricht man von der größten Filmproduktion der Welt, denken die meisten Menschen im Westen automatisch an die Stars und Sternchen Hollywoods. Dabei gibt es noch eine weitere Filmindustrie, die die Amerikaner in den Schatten stellt: Die Hindi-Filme Bollywoods. Was ursprünglich als kulturelles Phänomen in Indien große Popularität erlangte, erfreut sich inzwischen internationaler Bekanntheit. In diesem Artikel beantworten wir die Frage „Was ist Bollywood?“ und besprechen die wichtigsten Merkmale dieses Genres. Wir stellen dir außerdem die bekanntesten indischen Filme Bollywoods vor. Wer weiß, vielleicht kommst du auf den Geschmack und möchtest als nächstes Hindi lernen, um die Filme im Original anzuschauen.
Bollywood — Die größte Filmindustrie der Welt
Wenn du an Indien denkst, denkst du bestimmt schnell an die farbenfrohen indischen Filme Bollywoods. Egal, ob man die Filme selbst gesehen hat oder nicht, die meisten Menschen wissen sofort, wovon die Rede ist. Der Name selbst ist ein Wortspiel und setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Stadt Bombay (heute Mumbai) und Hollywood zusammen. Warum Bombay? Weil dort die meisten Filme weltweit produziert werden, deutlich mehr als in den USA. Die Hindi-Filme stellen ein eigenes Genre dar, das so erfolgreich ist, dass daraus eine riesige Industrie entstanden ist. So werden in Indien jährlich zwischen 1.500 und 2.000 Filme gedreht, die Amerikaner produzieren lediglich die Hälfte dieser Zahl. Ein Großteil dieser Filme sind Bollywood-Produktionen. Dazu kommen noch Filme in zahlreichen anderen indischen Sprachen. Bei einer Bevölkerungszahl von 1,38 Milliarden Menschen überrascht es natürlich kaum, dass in Indien auch mehr Filme geschaut werden als anderswo. Das riesige Produktionsvolumen und die große Popularität machen die indische Filmindustrie zu einem wichtigen Wirtschaftssektor. Stars wie die Schauspieler Shah Rukh Khan oder die Darstellerin Kajol sind inzwischen auch international bekannt. Dabei werden die beliebtesten Schauspieler in Indien regelrecht verehrt, man kann durchaus von einem Starkult sprechen. Der Einfluss dieser Persönlichkeiten ist in Indien so groß, dass viele von ihnen nach ihrer Karriere in die Politik gehen.
Was zeichnet Filme dieses Genres aus?
Zu den wichtigsten Merkmalen der Hindi-Filme zählt ihre farbenfrohe Opulenz. Aber auch Tanz und Gesang dürfen auf keinen Fall fehlen, ebenso wie große Massenszenen. Die Musik spielt dabei so eine zentrale Rolle, dass sie bereits vor der Ausstrahlung eines neuen Films veröffentlicht wird. Dadurch wird der Soundtrack zu einem einflussreichen Marketing-Instrument und soll die Menschen dazu bringen, ins Kino zu gehen. Erfreut sich die Filmmusik vorab nur geringer Beliebtheit, kann das im Umkehrschluss natürlich auch für leere Kinokassen sorgen. Insbesondere die zahlreichen Tanzszenen sorgen bei einem westlichen Publikum häufig für Verwirrung. So ist es in indischen Filmen an der Tagesordnung, dass die Schauspieler plötzlich in Tanz und Gesang ausbrechen. Auch werden gerne abrupte Szenen- und Ortswechsel sowie neue Kostüme eingebaut. Für den uneingeweihten Zuschauer erschließt sich deshalb die Logik der Handlungsstränge nicht immer gleich. Allerdings ist das kein Grund zum Aufgeben. Möchtest du die Filme auch genießen, denk einfach daran, dass nicht eine stringente Handlung den Fokus dieser Filme ausmacht. Vielmehr sind es die Emotionen, die hier im Vordergrund stehen und die durch Tanz, Kostüme und Gesang ausgedrückt werden. Ein weiterer Unterschied zu Hollywood-Produktionen ist das gänzliche Fehlen von Erotik, nackter Haut und jeglichen sexuellen Handlungen. Zwar sind viele der Filme überromantische Liebesgeschichten, kulturelle Gepflogenheiten wie züchtige Kleidung werden dennoch stets gewahrt. Darüber hinaus sind die Filme meistens auch noch unglaublich lang. Unter einer Mindestlaufzeit von 2,5 Stunden werden Filme gar nicht erst gedreht, die meisten haben eine Länge von 4 Stunden.
Filme als Träger von Kultur und Traditionen
Auch wenn die Filme auf den ersten Blick kitschig und übertrieben wirken, greifen sie doch wichtige Alltagsthemen auf. So schaffen die aufwendigen Produktionen eine imaginäre Traumwelt und nehmen die Zuschauer auf eine Reise mit. Häufiges Motiv ist zum Beispiel die Überwindung von sozialen Grenzen wie Reichtum und Armut oder gesellschaftlichem Status. Dadurch kommentieren die Filme durchaus gesellschaftliche Situationen. Gleichzeitig spielen indische Traditionen und Gepflogenheiten dennoch eine besondere Rolle und werden auch in diesen fiktiven Welten stets gewahrt. Das liegt vor allem, auch heute noch, am indischen Kastensystem. Diesem System liegt eine strenge soziale Einteilung zugrunde, die Menschen nach ihrer Herkunft bestimmten Gruppen zuordnet. Am oberen Ende gibt es die sogenannten Brahmanen, die besonders hoch angesehen sind. Dem gegenüber stehen am anderen Ende die sogenannten Dalits, was übersetzt soviel wie „die Unberührbaren“ bedeutet. Traditionell wurde eine Vermischung der Kasten, zum Beispiel durch Heirat, massiv abgelehnt. Heutzutage wird das Kastensystem immer durchlässiger, insbesondere in den Städten. Auch spielen sozioökonomische Faktoren wie Bildung und Einkommen eine immer größere Rolle. Dennoch hat das Kastensystem mit seinen moralischen Werten und Anschauungen noch immer eine große Bedeutung. Das spiegelt sich auch in den Filmen wider. Ein weiterer Grund für die oftmals sehr traditionell geprägten Bollywood-Filme ist die Tatsache, dass der Kinobesuch ein Familienerlebnis ist. Damit ein Film erfolgreich ist, darf er also nicht nur eine Generation ansprechen, sondern muss generationenübergreifend funktionieren. Hinzu kommt noch, dass in Indien viele Menschen von Armut betroffen sind. Für Teile davon ist der Kinobesuch eine der wenigen kulturellen Veranstaltungen, an denen sie partizipieren können. Du siehst: Was westliche Zuschauer vielleicht als kitschig betrachten würden, hat einen enormen kulturellen Wert für das indische Publikum.
Die bekanntesten Bollywood-Filme
Dank der schieren Anzahl an Filmen, die jährlich produziert werden, fällt es schwer, einige als besonders bekannt herauszugreifen. Dennoch gibt es einige, die zu den absoluten Klassikern gehören und auch Jahre nach ihrer Erstausstrahlung nichts an Popularität eingebüßt haben. Vier dieser Filme stellen wir dir hier nun vor.
1. Wer zuerst kommt, kriegt die Braut
In diesem Film haben zwei der Superstars der indischen Filme die Hauptrollen inne: Shah Rukh Khan und Kajol. Seit seiner Erstausstrahlung im Jahr 1995 wird er in einem Kino in Mumbai ohne Unterbrechung gezeigt. In der Romanze geht es um die junge Simran, die einem Mann versprochen ist. Bevor der große Tag ansteht, unternimmt Simran eine Reise durch Europa. Dort trifft sie den schönen Raj, der auch gleich großes Interesse an ihr zeigt. Zunächst ignoriert Simran seine Avancen, bis ein schicksalhaftes Ereignis sie schließlich doch zusammenführt. Als die beiden einen Zug verpassen, müssen sie die anstehende Reise zusammen antreten. Auf diesem Weg entwickelt Simran Gefühle für Raj. Doch ihre Hochzeit steht kurz bevor. Wie wird sie sich entscheiden?
2. In guten wie in schweren Tagen
In diesem Melodrama geht es um einen Familienstreit und wie es dazu kommen konnte. Rahul ist der älteste Sohn einer Familie. Als seine Eltern eine Ehe für ihn arrangieren, widersetzt er sich, weil er die junge Frau Anjali heiraten will. Daraufhin wird er von seinem Vater aus der Familie verstoßen. Gemeinsam ziehen Rahul und Anjali nach London. Der Film begleitet das Paar sowie den jüngeren Bruder Rahuls, der sich Jahre später auf die Suche nach seinem verlorenen Bruder macht. Dieser Klassiker behandelt veraltete Traditionen und die Konsequenzen von falschem Stolz. In seinem Produktionsjahr 2001 hatte er die bislang höchsten Produktionskosten. Du kannst dir den Film in voller Länge auf YouTube anschauen.
3. Om Shanti Om
In diesem Film dreht sich alles um den jungen Om, der von Superstar Shah Rukh Khan gespielt wird. Der Film spielt in den 70er Jahren, als Om den Traum hat, Schauspieler zu werden. Aber nicht nur das: Er ist verliebt in die bekannte Schauspielerin Shanti. Sie sind sich bereits einmal begegnet, als er ihr das Leben gerettet hat. Nun ist ihr Leben erneut in Gefahr, weil sie sich mit einem gefährlichen Filmproduzenten anlegt. Bevor Om ihr zu Hilfe kommen kann, stirbt er selbst, wird jedoch wiedergeboren. Jetzt hat er die Chance, nicht nur seinen Traum wahr zu machen, sondern auch Shanti zu rächen.
4. Ein Stern auf Erden
Bollywood kann mehr als nur Romantik, verbotene Liebe und aufwendige Actionszenen. „Ein Stern auf Erden“ ist der Beweis dafür. In diesem Film geht es um den achtjährigen Ishaan, der sich häufig in verzwickte Situationen manövriert. Als sowohl seine Eltern als auch seine Lehrer die letzte Hoffnung aufgeben, schicken sie ihn in ein Internat. Dort geht es dem kunstbegabten Ishaan sehr schlecht, bis der Aushilfslehrer Ram Shankar Nikumbh sich ihm annimmt. Der Film war und ist nicht nur bei Zuschauern sehr beliebt, sondern gewann auch zahlreiche Preise. Auch der damals zwölfjährige Darsheel Safary, der Darsteller des jungen Ishaan, wurde für eine Auszeichnung als „Bester Hauptdarsteller“ nominiert.
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Filme sind bekanntermaßen eine der besten Möglichkeiten, die Kultur eines Landes kennenzulernen. Bollywood-Filme eignen sich dafür auf jeden Fall sehr gut, da sie viele Traditionen, Werte und Mentalitäten abbilden. Gleichzeitig sind die Filme aber auch eine gute Gelegenheit, die Sprache kennenzulernen. Versuch doch deshalb mal, einen Hindi-Film in Originalsprache mit Untertiteln zu schauen. Gefällt dir die Sprache? Was hältst du davon, Hindi zu lernen? Auf italki kannst du dir deinen persönlichen Hindi-Lehrer aussuchen und noch mehr über Land und Leute lernen. Einen guten Einstieg in die Kultur bietet dir außerdem unser Artikel „Was ist Hinduismus?“.
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