18 alte und fast vergessene Wörter des Deutschen 

Die deutsche Sprache mit ihren Vorläufern gibt es seit ungefähr 4000 Jahren. Der Wortschatz des Deutschen umfasst derzeit rund 23 Millionen Wörter und entwickelt sich ständig weiter

Während sich die Sprache verändert, entstehen neue Begriffe, es gehen aber auch alte Wörter verloren. Das sind nicht nur altdeutsche Wörter, die niemand mehr kennt, sondern auch komische Wörter, die gar nicht so alt sind, aber schlicht nicht mehr benutzt werden.

Die folgende Liste vergessener Wörter gibt einen kleinen Überblick und erklärt die Bedeutung von Wörtern, die keiner mehr kennt oder versteht.

1. Bauchpinseln

Bauchpinseln ist ein Verb. Es beschreibt ursprünglich das Streicheln des Bauches von Katze oder Hund. Im übertragenen Sinne bedeutet “bauchpinseln”, jemandem ein Kompliment zu machen. “Er bauchpinselte sie mit schönen Worten”: Er machte ihr Komplimente.

2. Kamelle, die

Das Nomen “Kamelle”. Ursprünglich ist die “Kamelle” eine getrocknete Kamillenblüte, die zu alt ist und deswegen ihr Aroma und ihre heilende Wirkung verloren hat. 

Im Laufe der Zeit begannen Menschen das Wort “Kamelle” als Metapher zu verwenden für alte, schon häufig erzählte Geschichten: “olle Kamellen”. Tatsächlich wird das Wort auch heutzutage noch von älteren Menschen benutzt. 

3. Gabelfrühstück

Das Nomen “Gabelfrühstück” beschreibt ein zweites Frühstück, das zwischen Frühstück und Mittagessen eingenommen wird. Es ist reichhaltig und alkoholische Getränke werden dabei auch serviert. Heutzutage wird zur Beschreibung dieses Konzepts ein Anglizismus verwendet: Brunch.

4. Amtsschimmel, der

Das Nomen “Amtsschimmel” ist eine Metapher, die nicht nett gemeint ist. Das Wort Schimmel teilt sich zwei Bedeutungen. Zum einen ist ein Schimmel ein weißes Pferd einer beliebigen Rasse. Zum anderen ist Schimmel der Oberbegriff für teils schädliche, aber mindestens eklige Pilze, die sich bei Feuchtigkeit und Fäulnis verbreiten.

Der “Amtsschimmel” bezieht sich auf eine Person, die in einer Behörde arbeitet und ist die faule Version des sogenannten Bürohengsten

5. Splitterfasernackt

Dieses Adjektiv ist ein komisches Wort, das heutzutage trotz seines Witzes und seiner Schönheit nur noch selten benutzt wird. Splitter und Fasern sind die inneren Bestandteile von Holz. Nackt bedeutet nichts anderes als das: Eine Person trägt keine Klamotten; ist, “wie die Natur sie oder ihn geschaffen hat”. 

Ist jemand splitterfasernackt, ist die Person nackter als nackt. Das Wort ist eine Übertreibung, um beispielsweise zu betonen, wie jemand an einem Ort nackt auftauchte oder gesehen wurde, wo es nicht zu erwarten war.

6. Honnet

Das Adjektiv “honnet” beschreibt eine Person, die brav, rechtschaffen, anständig und ehrenhaft ist. Es ist vergleichbar mit dem englischen Begriff “honest”. Honnet klingt nach einem altertümlichen Wort und wird tatsächlich nicht mehr verwendet.

7. Augenweide, die

Dieses schöne Nomen ist eine weitere Metapher, die zwar etwas altbacken klingt, aber sich aus guten Gründen weiterhin großer Beliebtheit erfreut bei den Deutschen. 

Die Weiden sind ästhetische Pflanzen. Die Augenweide ist eine Person oder ein Objekt, das wahrhaft schön anzusehen ist. Der Satz: “Das ist eine wahre Augenweide” ist ein Ausdruck von Erstaunen und Begeisterung.

8. Fisimatenten, die

Dieses Nomen, das es hauptsächlich in der Pluralform gibt, hat eine amüsante Herkunftsgeschichte, die allerdings nicht wissenschaftlich bestätigt ist. 

Zur Zeit der französischen Besatzung – davon gab es im Laufe der Geschichte mehrere im deutschsprachigen Raum – luden Soldaten Mädchen ein, sie in ihrem Zelt zu besuchen: “Visitez ma tente!”. Schnell und mit deutschem Akzent ausgesprochen werden daraus die Fisimatenten.

Es ist eine Warnung an die Mädchen, eben keine Fisimatenten zu machen, keinen Blödsinn oder etwas neutraler ausgedrückt: Nichts Unüberlegtes.  

9. Piesacken

Das Verb piesacken klingt etwas komisch, altertümlich und auch fies. Dabei ist es auch heutzutage immer wieder zu hören und wird in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur gerne benutzt und in seiner Tradition gepflegt.

Jemanden zu piesacken bedeutet nichts anderes, als jemanden zu ärgern.  

10. Abkupfern

Das Verb abkupfern wird in seinem Gebrauch zurückgedrängt, obwohl das Konzept, das dahinter steht, nicht aus der Mode gekommen ist.

Es stammt aus einer Zeit, in der Kupferstiche als Kopiervorlage für beispielsweise Gemälde hergestellt wurden. Das “Abkupfern” erhielt über die Zeit eine negative Konnotation, die es bis heute behalten hat. 

Wer abkupfert, erstellt eine Kopie oder macht etwas nach, das es schon gibt.

11. Spitzbub, der

Dieses schöne Nomen klingt wie das Verb piesacken etwas altertümlich und ist dabei auch heutzutage immer wieder zu hören und wird in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur gepflegt. 

Es ist die charmante Bezeichnung eines schelmischen Kindes. Ein Spitzbub, auch Lausbub, ist ein frecher Junge, der im Herzen aber nichts Böses im Schilde führt.

12. Hagestolz, der

Dieses Wort, das kaum noch einer kennt, ist ein Nomen. Es rührt aus einer Zeit, in der dem ersten Sohn das meiste Land vermacht wurde. Die weiteren Söhne bekamen, wenn sie Pech hatten, kaum genug verebt, um selbst überleben zu können. Da war die Gründung einer eigenen Familie ausgeschlossen.

Ein Hagestolz ist also ein Junggeselle im Neudeutschen auch ein Single genannt.

13. Haderlump, der

Dieses Nomen setzt sich aus zwei weiteren, mehr oder weniger,  unbekannten Wörtern zusammen. Der Lump ist ein fieser Typ, der auch vor krimineller Handlung nicht zurückschreckt. Hader ist Streit.

Die Kombination aus beiden Wörtern trägt die Bedeutung des Herumtreibers oder Taugenichts. Junge Deutsche würden vielleicht “Larry” oder “Vollidiot” sagen.

14. Schwerenöter, der

Auch dieses Nomen bezeichnet ausschließlich Männer. Die schwere Not, die ein Mann erfährt, der als Schwerenöter betitelt wird, entstammt keiner Krankheit, Armut oder Ähnlichem.

Der Begriff ist nicht wirklich schmeichelhaft und beschreibt einen Mann, der vermutlich gerne trinkt, charmant auftritt und ständig auf der Suche nach sexuellem Kontakt ist.  

15. Bandsalat, der

Dieses Nomen ist eine Metapher, die kein wirklich altes Wort ist. Aufgrund des technischen Fortschritts und des Verschwindens von Filmrollen, Tonbändern, Video- und Audiokassetten wird es vermutlich schon bald vollends aus dem aktiven Wortschatz der deutschen Sprache verschwunden sein.

Der Salat muss immer wieder herhalten für idiomatisierte Metaphern, die fast wie deutsche Redewendungen klingen. “Da hast du den Salat” bedeutet so viel wie: “Was für ein Chaos!

Und so ist das auch mit dem Bandsalat: Es beschreibt das chaotisch und unsortiert abgerollte Magnetband des Ton- oder Videoträgers.

16. Mutterseelenallein

Dieses Adjektiv ist ein schönes, altertümliches deutsches Wort. Ähnlich wie bei den Fisimatenten ist die Herkunft nicht abschließend geklärt, aber es gibt eine mögliche Erklärung für eine Entlehnung aus dem Französischen

Im 17. und 18. Jahrhundert flohen Protestanten aus dem katholischen Frankreich nach Deutschland. Dort waren sie ganz auf sich allein gestellt: “moi tout seule”. Auf Deutsch ausgesprochen klingt das wie Mutterseele. Um die Bedeutung des Französischen zu erhalten, wurde das Adjektiv “allein” angehängt. 

Egal ob diese Erklärung stimmt oder die Mutterseele, einen Menschen allgemein meint, mit Körper und Seele, spielt keine Rolle für die Bedeutung: “mutterseelenallein” zu sein bedeutet ganz alleine zu sein, weit und breit ohne einen anderen Menschen in der Nähe.

17. Kommod

Das Adjektiv klingt wie das spanische Wort “cómodo” und teilt sich die Bedeutung. Im Deutschen gibt es noch das Nomen “Kommode”, was ein Möbelstück ist und eine Erklärung für die Bedeutung von “kommod” liefern kann.

Ist etwas “kommod” oder hat es eine Person “kommod”, dann ist es gemütlich, heimelig, bequem

18. Dreikäsehoch, der

Dieses Nomen beschreibt ein Kind. Es ist kaum größer als drei aufeinander gestapelte Stück Käse, aber es gelingt ihm oder ihr, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, mit Frechheit, Charme und viel Besserwisserei.

Fazit

Die deutsche Sprache steckt voller faszinierender Wörter. Ob es altdeutsche Begriffe sind, Wörter, die altertümlich klingen oder junge Neukreationen: Das Deutsche entwickelt sich ständig weiter und produziert witzige, komische und einfach nur schöne Wörter, die, wie die Menschen, kommen und gehen.

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